Ein Telefonat

Zugegeben unser Zimmer hier im Flüchtlingsheim ist klein. Oft stehen wir uns selbst im Weg und wenn wir dann zu zweit auf den 7m² unterwegs sind könnt ihr euch vorstellen wie kompliziert das manchmal sein kann. Es gab sicher schon Zimmer oder Wohnungen auf die wir uns, nach einem langen Tag, mehr gefreut haben.

Manchmal muss man aber nur seine Perspektive ändern um zu sehen in welcher Lage man wirklich ist. Und oft braucht man dazu einen kleinen Anstuppser und den habe ich Gestern bekommen. An diesem Abend habe ich mich in unserem Zimmer nämlich wie in einer Villa oder einem 5 Sterne Hotel gefühlt. Warum das so war erzähle ich euch gerne.

Wie jeden Abend haben wir um 23Uhr alle Türen abgeschlossen, die Lichter ausgemacht und das Notfall Telefon mit in unser Zimmer genommen. Wir waren gerade dabei selbst ins Bett zu gehen als plötzlich das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war ein Junger Mann aus Simbabwe der von einem Infostand am Flughafen aus anrief und verzweifelt eine Unterkunft suchte. Er war gerade erst in Kanada als Flüchtling angekommen und wollte wissen ob wir einen Platz für ihn hätten. Ich wusste unser Haus ist mehr als voll und wir können ihm keinen Platz anbieten. Aber ich versprach ihm ihn weiter zu vermitteln wenn er in ein paar Minuten wieder zurück rufe. Carmen war schon dabei mit einer der Mitarbeiterinnen unseres Hauses zu telefonieren und sie konnten über das Rote Kreuz eine Möglichkeit für ihn finden. Als er dann nach einigen Minuten wieder angerufen hat konnte ich ihm die Nummer des Roten Kreuzes weitergeben.

Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass im Moment alle Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt voll sind und die neu ankommenden Flüchtlinge oft keinen anderen Platz bekommen können als in einer Obdachlosen Unterkunft. Diese Unterkünfte sind alles andere als gemütlich und ruhig, wie ihr euch sicher denken könnt.

Ich war nach den Telefonaten nicht ganz zufrieden, weil ich diesem jungen Mann gerne ein Bett angeboten hätte. Ich habe mich gefragt wo er jetzt wohl landet. Carmen und ich haben uns zusammengesetzt und für ihn gebetet. Danach machten wir uns auf Richtung Bett.

Als ich das Licht ausknipste war ich dankbar wie nie zuvor über ein bequemes Bett und eine warme und trockene Unterkunft in der ich mich sicher fühle.

Aus meiner neuen Perspektive fühle ich mich wie in einem 5 Sterne Hotel.

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