Loslassen

Wie würdet ihr eure letzten paar Monate beschreiben? Es war für uns, wie für viele von euch, eine Zeit die sich irgendwie schwer in Worte fassen lässt, aber lasst es mich, Carmen, trotzdem versuchen.
Für uns waren die letzten Monate vom Loslassen geprägt. Wir haben ein paar unserer Träume und Vorstellungen wie unser Leben verlaufen wird aufgeben müssen.
Zuerst waren es die Impactler von denen wir uns relativ plötzlich verabschieden mussten. COVID-19 hat unserem Programm einen Strich durch die Rechnung gemacht und sie mussten Ende März zu ihren Familien zurück, einige hier innerhalb Sambias andere nach Deutschland. Das waren verrückte, traurige Tage. Manu hat einige Wochen danach angefangen sich in ein anderes Projekt der Liebenzeller Mission einzuarbeiten, Dawn Trust, das Projekt in dem wir jetzt für Kollegen überbrücken. Er war viel unterwegs weshalb Junia und ich viel allein zu Hause waren. Dieses Alleine sein hat sehr an mir geknabbert und mir wurde neu bewusst was für ein Beziehungsmensch ich doch bin.

Auch auf Grund von COVID-19 mussten wir unseren geplanten Deutschland Urlaub verschieben. Die Hochzeit von Manus Bruder wurde ebenfalls verschoben und es war klar unsere Lieben müssen wir einander Mal in die Arme schließen. Die Wiedersehens Sehnsucht war so groß bei mir, da fiel es mir nicht leicht, dass wir nicht wie geplant gehen konnten.

Dann war es noch unser zweites Baby das wir loslassen mussten. Anfang März haben wir festgestellt, dass ich wieder schwanger bin. Jippi! Unser zweites Kind, Junias Geschwisterchen wollten wir Mitte November in unserer Familie begrüßen. Anfang April mussten wir uns aber von dem Baby und dem Gedanken eine größere Familie zu werden verabschieden. Ich hatte Blutungen bei denen der Embryo abging. Das hat weh getan. Das tut immer wieder mal weh.
Ein paar Tage nach der Fehlgeburt war Ostern. Dieses Ostern wurde mir Jesus als meine alleinige Hoffnung im Leben nochmal ganz neu wichtig. Ich darf und will ihm vertrauen, weil er es gut mit mir meint. Diesen Satz hab ich seit Anfang April immer wieder durchbuchstabiert.
In dieser Situation durften wir auch immer wieder Gottes Fingerabrücke sehen, so hat es mein Körper zum Beispiel geschafft ohne operativen Eingriff zu heilen. Mehr zu dem Thema möchte ich in einem anderen Beitrag aufgreifen.

Anfang Juli war dann klar, dass unsere Stadt wieder von internationalen Airlines angeflogen wird. Als im Kalender dann unser ursprünglich geplantes Abflugs Datum erschien kam alle Enttäuschung und Last der letzten Monate in mir hoch. Ausgelöst durch den Anruf meiner Schwester die bewusst am besagten Tag angerufen hat haben wir nochmal angefangen über einen spontanen Besuch in Deutschland nach zu denken. Würden wir es vielleicht doch hin bekommen zu fliegen?  Müssten wir in Deutschland Quarantäne? Geht es von der Arbeit vor Ort aus? Würden wir wieder nach Sambia einreisen können? Könnten wir uns in Deutschland testen lassen und somit die Quarantäne umgehen? Fragen über Fragen. Nach einiger Zeit hatten wir unsere Antworten und die Entscheidung hieß, dass Junia und ich alleine für einen Monat nach Deutschland fliegen. Arbeitstechnisch war es Manuel leider nicht möglich mitzukommen. Das war sehr schade. Einen ganzen Monat ohne Ehemann/ Papa würde für uns, die wir sonst so eng beieinander arbeiten und leben nicht leicht werden. Trotzdem hat er uns fliegen lassen und so waren wir tatsächlich Ende Juli bis Ende August in Deutschland um Familie und die engsten Freunde zu sehen. Ich beschreib die Zeit in Deutschland gerne als meine Beziehungsoase. Wir stellen nämlich immer wieder fest, dass wir an materiellen Dingen hier in Sambia eher weniger vermissen, dafür sind es die Beziehungen zu unseren Lieben nach denen wir uns sehnen, gerade jetzt mit Junia. Zwischen der vier Wochen alten Junia mit der wir damals flogen und dem nun 1,5 Jahren alten Mädchen hat sich doch ganz schön was verändert und ich habe es in vollen Zügen genossen sie unseren Familien und Freunden vorzustellen. Ich persönlich konnte dank vieler ehrlichen Gespräche und Gemeinschaft auftanken und so sind wir Ende August wieder erfrischt hier in Sambia angekommen um unsere neue Aufgabe anzugehen.

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